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Das Bonn-Beueler Haus Am Rhein,hier finden die monatlichen Treffen statt.

 

Zu den Feierlichkeiten zum 60 Jährigen Bestehen

 

„Ostpreußen lebt“

 

Vor 60 Jahren, am 19. Juni 1951, gründete Rechtsanwalt Dr. Hermann Suckow mit anderen Ostpreußen, denen der Weg nach Flucht und Vertreibung aus ihrer Heimat in die Beethovenstadt geführt hatte, die Bonner Kreisgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen. Sie gab ihnen damals in der noch völlig fremden und zerbombten Stadt am Rhein durch Treffen mit Landsleuten erstmals wieder das Gefühl, die tief greifenden Folgen der Entwurzelung überwinden zu können.

 

19 Jahre lang stand Suckow der Kreisgruppe vor, ihm folgte für sieben Jahre Ministerialrat Alfred Mikoleit. Seit 1977 ist Manfred Ruhnau Vorsitzender der Bonner Ostpreußen.

 

Die Landsmannschaft ist eine überparteiliche und überkonfessionelle Organisation, die sich als Schicksalsgemeinschaft der aus ihrer abgestammten Heimat vertriebenen oder vor der Roten Armee geflüchteten Ostpreußen versteht. Ihr Engagement und das ihrer Nachkommen und Freunde in Bonn gilt seit Jahrzehnten dem Einsatz für das Menschenrecht auf die Heimat, der Bewahrung des ostpreußischen Kulturerbes, der Hilfe für die in der Heimat verbliebenen Deutschen und dem Brückenbau zu den neuen Bewohnern Ostpreußens, von denen viele selbst Opfer der sowjetischen Vertreibungspolitik sind. Die Bonner Kreisgruppe steht ganz  zu diesem Engagement (Ruhnau).

 

Für die Gedenkstunde am 25. Juni im Haus der Evangelischen Kirche hatte Ruhnau dem dem Oberbürgermeister die Schirmherrschaft angetragen. Jürgen Nimptsch sagte sofort zu. Er knüpfte damit an die Tradition seines Vorvorgängers Hans Daniels an, der sich stets als Oberbürgermeister aller Bonner - also auch der Vertriebenen - begriffen hatte.

 

Die Veranstaltung war eine Gedenkstunde, keine Feierstunde, denn das Motiv für die Gründung der Kreisgruppe war ja der Verlust der abgestammten Heimat. Trotzdem war die Gedenkstunde keine Trauerstunde, denn seit dem Zusammenbruch des Kommunismus wachsen allmählich freundschaftliche Bande zwischen den Ostpreußen und den neuen Bewohnern ihres Heimatlandes. Daran hat die Bonner Kreisgruppe intensiven Anteil. Und es gibt die begründete Hoffnung, dass ein Ausgleich mit den östlichen Nachbarn auf der Grundlage von Wahrheit und Recht und gegenseitiger Achtung in einem gemeinsamen Hause Europa möglich werden könnte (Ruhnau).

Der Gedenkstein in Frauenburg, auf dem in deutscher und polnischer Sprache an die vielen tausend im Haff Ertrunkenen gedacht wird, ist ein Symbol für dieses wachsende gegenseitige Verstehen von Mensch zu Mensch - unterhalb der offiziellen, der staatlichen Ebene. Dass der Geist dieses wachsenden gegenseitigen Verstehens sich auch auf die Mehrheit der politischen Klasse in Polen auswirken möge, ist Herzenswunsch aller Ostpreußen. Hier ist leider noch viel zu fordern - man denke nur daran, daß trotz des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages noch immer die deutsche Volksgruppe ihre Kinder in keine Kindergärten und Schulen schicken kann, in denen die deutsche Muttersprache eindeutig in ausreichendem Maße gelebt wird.

 

Im Mittelpunkt der von einer ökumenischen Andacht eingeleiteten Gedenkstunde wurde von Manfred Ruhnau vorbereitet und geleitet. Sie begann mit einer von Prof. Dr. Hans Jörissen und Altbischof Klaus Wollenweber gestaltete ökumenische Andacht eingeleitet. Das Programm wurde von Lehrern der Musikschule St. Augustin  umrahmt. Im Mittelpunkt der Gedenkstunde stand die große Rede des neuen Sprechers der Landsmannschaft - Stephan Grigat. Er, der 19 Jahre nach der Vertreibung in Westdeutschland geboren wurde, symbolisiert den Generationswechsel in der Führung der Organisation. Wie auf dem Deutschlandtreffen der Ostpreußen am 29. Mai in Erfurt forderte Grigat seine Landsleute auf, sich den Aufgaben und Zielen der „Landsmannschaft Ostpreußen im 21. Jahrhundert“ mit Bekenntnis und Tat zu stellen. Aber Grigats Forderungen richteten sich auch an die deutsche Politik und Gesellschaft:

 

„Ostpreußen muß als Teil des historischen Deutschlands im Bewusstsein des deutschen Volkes verankert werden. Die deutsche Kultur Ostpreußens ist zu bewahren und weiterzuentwickeln. Das Wissen der mittleren und jüngeren Generation über den Deutschen Osten und seine Geschichte ist erschreckend schwach, was vor allem daran liegt. dass er zielgerichtet totgeschwiegen worden ist und in den Schulbüchern kaum noch vorkommt. Der Bestand der Deutschen Volksgruppe ist zu sichern. Diese Deutsche Volksgruppe in Ostpreußen ist in mehrfacher Hinsicht Bindeglied. Sie ist Bindeglied zwischen uns Ostpreußen im Bundesgebiet und den Ostpreußen in der Heimat. Sie ist auch Bindeglied zwischen der heutigen polnischen Mehrheitsbevölkerung und den Angehörigen und Nachkommen der früheren deutschen Mehrheitsbevölkerung. Sie ist unverzichtbar. Wir werden unsere Landsleute in Ostpreußen mit aller Kraft unterstützen, ihre Identität zu bewahren und fortzuentwickeln und gleichzeitig Lebensperspektiven in Ostpreußen zu entwickeln und zu leben.

Ostpreußen hat im Laufe der Geschichte viele Umwälzungen erlebt - und es hat 1945  nicht aufgehört zu bestehen. Ostpreußen ist vielschichtig. Es ist Geschichte, Heimat, Platz unserer Wurzeln, Natur, Lebensfreude, Ort unserer  Träume, Wünsche und Sehnsüchte - untrennbar mit unserem Schicksal verbunden.

 

Wir bekennen uns zu Ostpreußen! Ostpreußen ist uns Erbe und Auftrag. Ostpreußen ist Zukunft.

Ostpreußen lebt!“

 

Die Gedenkstunde klang aus mit dem Ostpreußenlied und der Nationalhymne.

 

Im Anschluss gab Manfred Ruhnau  im Namen der Bonner Kreisgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen einen Empfang für die Teilnehmer an der Gedenkstunde.                                                                                    E.S.